Wie Du Dich verhalten solltest, wenn Du beim Wandern auf einen Wolf triffst

Seit dem Mittelalter wird der Wolf in Deutschland unerbittlich gejagt und 1904 wurde schließlich das letzte Exemplar erschossen. Nach großen bestreben im Artenschutz, ist Deutschland mittlerweile wieder Wolfsland. Aktuell sind in mehreren Bundesländern ca. 120-130 ausgewachsene Wölfe heimisch.

Auch wenn von gesunden Wölfen in der Regel keine Gefahr für den Menschen ausgeht, steigt mit der wachsenden Population auch die Wahrscheinlichkeit, dass Du in Deutschland beim Wandern auf einen Wolf triffst.

Wie Du Dich im Fall der Fälle verhalten solltest, erfährst Du in diesem Artikel.

Die Mähr vom bösen Wolf

© Ralph Frank / WWF

Der Wolf hat keinen guten Ruf. In Kinderliedern, Märchen und in historischen Überlieferungen wird der Wolf oft als Menschenfresser dargestellt. Das hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass sich das Bild vom bösen Wolf in den Köpfen der Menschen verfestigt hat und die Angst vor dem Wolf tief verwurzelt ist.

Diese Angst ist eigentlich völlig unbegründet, wenn man sich die Studie „The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans“ anschaut, die im Jahr 2002 im Auftrag des Norwegischen Institutes für Naturforschung (NINA) erstellt wurde.

© Ralph Frank / WWF

Die Studie gilt bis heute als fundierte Grundlage für die realistischen Einschätzung des Gefährdungspotenzials von Wölfen gegenüber Menschen, da an der Studie ausgewiesene Wolfsexperten beteiligt waren und Dokumente aus Europa, Asien und Nordamerika aus den letzten Jahrhunderten eingeflossen sind. Demnach gab es von 1950 bis 2000 nur neun tödliche Angriffe von Wölfen auf Menschen in Europa, fünf davon waren durch Tolltwut bedingt.

Das Fazit der NINA-Studie lautet daher auch: Von gesunden Wölfen geht in der Regel keine Gefahr aus und das Risiko von einem Wolf angegriffen zu werden, ist sehr gering. In den extrem seltenen Fällen, in denen Wölfe Menschen getötet haben, waren die meisten Angriffe auf Tollwut oder Habituierung (Gewöhnung) zurückzuführen. Eine aktuelle Liste mit weltweit bedeutenden Wolfsangriffen findest Du hier.

Trotzdem steigt das Risiko

© Andreas Eistert / WWF

Auch wenn sich Experten nicht einig sind, ob von Wölfen in Deutschland eine akute Gefahr ausgeht, steigt natürlich mit steigender Population auch die Wahrscheinlichkeit einen Wolf in freier Natur zu begegnen.

Und damit auch das Risiko eines Angriffs.

In diesem Jahr wurde bereits auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) fünf Mal ein Wolf nachgewiesen. Dabei handelte es sich um durchziehende Einzeltiere. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auch in NRW wieder sesshaft wird. Falls Du einen Wolf in NRW sichtest, kannst Du dies dem zuständigen Luchs- und Wolfsberater melden.

Ein mulmiges Gefühl

Als ich letztes Jahr mit meinem Schwager auf dem Heidschnuckenweg in der Lüneburge Heide unterwegs war, sind wir auch durch Wolfsgebiet gewandert. Auch wenn ich weiß, dass die scheuen Raubtiere in der Regel direkten Kontakt zum Menschen meiden, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl, als ich das Warnschild „Achtung! Wolfsregion – Betreten auf eigene Gefahr“ gesehen habe. Wäre ich alleine gewesen, wäre dieses Gefühl sicherlich noch ausgeprägter gewesen.

Trotzdem finde ich es gut, dass Wölfe wieder frei in Deutschland leben und sich ihren alten Lebensraum zurück erobern.

So solltest Du Dich verhalten, wenn Du beim Wandern auf einen Wolf triffst

  • Grundsätzlich gilt bei einer Wolfsbegegnungen: Ruhe bewahren.
  • Gib dem Wolf die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
  • Renne nicht davon, sondern gehe langsam und ruhig rückwärts. Drehe dem Wolf nicht den Rücken zu.
  • Spreche dabei laut oder klatsche in die Hände.
  • Sollte der Wolf Dir folgen, bleib stehen und versuche ihn einzuschüchtern, indem Du sich groß machst und ihn laut anschreist.
  • Wenn ein Wolf sich scheulos oder aggressiv verhält, lass das Tier nicht näher als 100 Meter herankommen.
  • Mach Lärm und wirf einen Stein oder ein Stock nach ihm.

Aber wahrscheinlich wirst Du nie einen Wolf beim Wandern zu Gesicht bekommen. Und wenn doch, weißt Du jetzt, wie Du Dich dann verhalten solltest.

Weitere Informationen zum Thema Wolf

Anmerkung: Dies ist der zweite Teil einer Artikelserie, in der ich Dir Tipps gebe, wie Du Dich in der Natur gegenüber bestimmten Tieren verhalten solltest. Bisher ist noch erschienen, wie Du Dich verhalten solltest, wenn Du beim Wandern auf Bienen, Wespen oder Hornissen triffst.

Veröffentlicht von

Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Moin Jens,

    feine kleine Übersicht! Ich muss ehrlich gestehen ich würde zu gerne einen Wolf im Wald treffen, leider weiss ich aber, dass die Chance echt niedrig ist.

    Im Normalfall sind wir Menschen so dermaßen laut, dass jeder Wolf uns schon lange bemerkt hat bevor wir ihn überhaupt sehen könnten.

    Aber wie du schon so schön sagst, ein mullmiges Gefühl ist es sicher, wenn man in Wolfsregionen unterwegs ist. Bei uns in Meck-Pom sind auch schon die ersten an den Grenzen aufgetaucht soweit ich weiss, vielleicht bekomm ich ja doch noch mal die Gelegenheit.

    VG
    Alexander

    P.s. Wildschweine finde ich viel grusliger und die gibts mal überall ;)

    • Hi Alexander,
      einen Wolf in freier Wildbahn (und das in Deutschland!) wäre wirklich was besonderes! Ich finde schon alleine die theoretische Möglichkeit fasziniert. Das hat was von Abenteuer.

      Vor Wildschweine habe ich auch großen Respekt!

      Viele Grüße,
      Jens

  2. Pingback: Wie du dich verhalten solltest, wenn du beim Wandern auf Bienen, Wespen oder Hornissen triffst – Hiking Blog

  3. Ich finde es auch super, dass sie wieder vermehrt in Deutschland vorkommen! Bin allerdings meist nur im Urlaub unterwegs. Dann sind wir meist in einem Hotel im Eggental. Aber eigentlich müsste ich auch mal mehr hier zuhause wandern gehen!

  4. Pingback: Feuersalamander-Safari – Fußläufig erreichbar

  5. Nachdem wir diese Woche beim Spaziergang mit Hund eine Wildschweinbegegnung mit Frischlingen erfolgreich gemeistert haben, steht die Wolfsbegegnung wohl als nächste Übung an… Danke für die Tipps, hoffentlich werden wir diese nicht allzu bald beherzigen müssen.

  6. Pingback: Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 4 – Hiking Blog

  7. Moin,

    Tipp Nummer sechs lautet: „Wenn ein Wolf sich scheulos oder aggressiv verhält, lass das Tier nicht näher als 100 Meter herankommen.“

    Mich würde mal interessieren, wie sich der Autor das vorstellt. Wie weiß denn der Wolf, was 100 Meter sind, und wenn er es weiß, wie erklärt man ihm, dass er diese Entfernung nicht unterschreiten soll?

    • Hi Franz, danke für deinen Kommentar. Das ist nicht aus der Sicht des Wolfes gemeint, sondern aus der eigenen. Wenn ein Wolf sich scheulos oder aggressiv verhält und näher kommt, sollte man sich langsam zurückziehen und den Abstand vergrößern.

  8. ja, danke für die ernstgemeinte Antwort auf die nicht ganz so ernste Frage. Katzen kann man ja mit feinem Pfeffer vertreiben, gibt es für Wölfe nicht auch irgendwas? Pfefferspray? Ausprobieren ist wohl schwierig, aber irgendwelche Erkenntnisse könnte es ja geben, oder?

    In Griechenland laufen einem beim Radfahren öfters mal Rudel wilder Hunde hinterher, da hatte das Spray dann eher eine psychologische Wirkung auf mich, genutzt hatte ich es selber nie…

  9. Tolle Tips,
    Und wenn der Wolf näher als 100 Meter kommt sage laut und bestimmt:“nein lieber Wolf das moechte ich nicht“.
    Vieleicht gehört auch dazu das im sehr seltenen Ernstfall Tollwut, du keine Chance zum Fluechten hast.

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