Die perfekte Ausrüstung für den Camino del Norte

Pilgern gehen bedeutet (i.d.R.) für mehrere Wochen nur mit einem Rucksack und dem nötigsten Equipment ausgestattet auf Wanderschaft zu sein. Jeder, der zum ersten Mal einen der Jakobswege nach Santiago de Compostela pilgert, fragt sich vorab natürlich:

Was soll ich mitnehmen? Was brauche ich wirklich? Und was kann ich zuhause lassen?

Welche Ausrüstung Du für Deine Pilgerwanderung auf dem Camino del Norte wirklich benötigts, erfährst Du in diesem Gastartikel.


Autor Christoph beim Wandern in der Eifel

© Christoph Erkens

Hinweis: Dies ist ein Gastartikel von Christoph von jakobsweg-kuestenweg.com. Christoph ist Blogger und Autor mehrerer eBooks zum Jakobsweg.

Seit er 2014 zum ersten Mal in Spanien pilgern war, hat ihn die Faszination für den Jakobsweg und das Wandern nicht mehr losgelassen.

In seiner Freizeit streift er auch gerne durch die Wälder im Bergischen Land nahe seiner Heimat Köln. 


Was man für eine längere Pilgerwanderung alles einpacken sollte, ist immer die zentrale Frage in der Vorbereitung. Egal, ob es sich um den Camino del Norte (Küstenweg) handelt, auf den ich gleich genauer eingehen, oder einen der anderen Pilgerwege in Spanien.

© Christoph Erkens

Und es ist ein interessantes Kuriosum, dass – obwohl wirklich jeder Anfänger darüber liest und davon hört, dass er so wenig Gepäck wie möglich mit sich schleppen sollte – fast jeder Erstpilger am Ende doch zu viel Gepäck dabei hat.

Und auch mir ist es natürlich so gegangen.

Die Angst, wichtige Gegenstände unterwegs zu vermissen

Die Angst, unterwegs irgendwas „Lebenswichtiges“ nicht dabei zu haben und in große Not zu kommen, geistert in vielen Menschen herum, die sich zum ersten Mal auf das Abenteuer Jakobsweg – oder Fernwandern über mehrere Wochen – vorbereiten.

Die Erfahrung zu machen, dass man eigentlich nahezu alles Wichtige auch irgendwie unterwegs noch auftreiben und besorgen kann, gehört für mich mit zu den wesentlichen Erkenntnissen meiner absolvierten Pilgerreisen.

© Christoph Erkens

Wenn man dann zum zweiten oder dritten Mal auf Pilgerreise aufbricht, bemerkt man, dass man schon deutlich entspannter ist beim Packen.

Doch worauf solltest Du jetzt besonders achten bei der Ausrüstung für den Camino del Norte?

In dem Artikel zu meiner Packliste auf meinem Blog habe ich ein paar Dutzend Dinge genannt. Vieles davon sind Kleinigkeiten, wie eine Zahnbürste oder Handwaschseife.

Manches davon ist auch mit einem kleinen Sternchen gekennzeichnet, als Symbol dafür, dass es ein „kann“ und nicht ein „muss“-Packstück ist.

Was ich damit sagen möchte, ist: Die lange Checkliste sollte einen nicht überfordern, auch wenn sie auf den ersten Blick so wirken mag.

Als erstes: Prüfe, welche Ausrüstung Du besitzt und welches Budget Du hast

Hilfreich ist es nach meiner Erfahrung zunächst einmal zu schauen, was man bereits an noch brauchbarer Wanderausrüstung zu Hause zur Verfügung hat, und was fehlt und neu angeschafft werden muss.

Zudem habe ich es für mich als hilfreich empfunden, vorab ein Budget festzulegen, was ich bereit bin, für Equipment auszugeben. Das erleichtert die Vorbereitung enorm, denn dann hast Du eine Orientierung. Ohne das kann es kompliziert werden, denn Wanderausrüstung gibt es von günstig bis superteuer.

Wenn wir zu der Ausrüstung und den konkreten Packstücken kommen, die für den Camino del Norte sind – oder auch für andere Jakobswege – würde ich sagen: Achte auf gutsitzende, eingelaufene Wanderschuhe, und denk auch daran, spezielle Wandersocken mitzunehmen.

Nicht umsonst besagt ein Sprichwort, dass die Füße das „Kapital des Pilgers“ sind. Streiken sie, dann hast du ein Problem. Daher ist es ratsam, hier besonderes Augenmerk darauf zu legen.

Äußerst wichtig: Passende Wanderschuhe & -socken

Ob Du Dich nun für klassische, knöchelhohe Wanderstiefel entscheidest, oder halbhohe Allrounder-Schuhe nutzt, so wie ich es getan habe mit meinen neuen Salewa Alp Trainer 2 GTX Schuhen, über die ich hier schreibe, ist Dir überlassen.

Zwar ist der Camino del Norte bergig und es geht sehr viel hoch und runter. Dennoch sind die Wege in der Regel gut begehbar, und es gibt auch viele Asphalt-Passagen entlang der Route.

Leichte Wanderschuhe für den Camino del Norte

© Christoph Erkens

Meiner Erfahrung nach kannst Du den Weg daher auch gut in halbhohen leichteren Wanderschuhen bewältigen, und brauchst nicht zwangsläufig hohe, schwere Boots.

Ich habe sogar viele Pilger gesehen, die den Camino del Norte in Turnschuhen oder Wandersandalen gelaufen sind.

Wichtig ist aber, dass die Schuhe groß genug sind. Im besten Fall hast Du vorne eine Daumenbreite Platz. Denn durch das tägliche stundenlange Gehen über Wochen wird der Fuß tatsächlich größer und braucht diesen Platz im Schuh.

Speziell zum Trekking konzipierte Wandersocken unterstützen den Fuß und verhindern Blasenbildung.

Ob Du Dich dabei für Klassiker, wie von Falke entscheidest, die ich auch nutze und auf meinem Blog getestet habe, oder zum Beispiel die bei Pilgern sehr beliebten – und mit Pilgersymbol bestickten – Wrightsocks, ist ebenfalls Deine Entscheidung.

Gute Wandersocken für den Camino del Norte verhindern Blasenbildung

© Christoph Erkens

Ein Tipp dazu noch: Nutze eine Fußcreme morgens und abends und reibe die Füße damit ein. Dafür kannst Du sogenannte „Hirschtalgcreme“ verwenden, die es in jeder Drogerie gibt. Auch dies ist ein weiterer kleiner Schritt, um deine Füße so gut es geht zu unterstützen.

Des weiteren würde ich 2-3 Unterhosen mitnehmen, sowie Crocs oder ähnliche bequeme Sandalen für die Herbergen. 

Meine Erfahrungen mit Wander- und Trekkingrucksäcken

Was den Rucksack angeht, muss ich gestehen, dass ich meine ersten 800 km Jakobsweg in Spanien mit einem 35€ Aldi-Rucksack gegangen bin. Der Adventuridge-Rucksack ist sicher nicht der leichteste und beste gewesen. Dass das Ganze aber funktioniert hat, zeigt:

Man sollte es auch nicht übertreiben mit dem Suchen nach der perfekten Ausrüstung für den Camino del Norte. Besser überhaupt irgendwie starten und Erfahrungen sammeln und später verbessern, als ewig im stillen Kämmerlein an der Packliste herumtüfteln und gar nicht erst loslaufen!

Trekkingrucksack für den Camino del Norte

© Christoph Erkens

Inzwischen habe ich meine Ausrüstung aber auch an dieser Stelle optimiert und nutze einen Ultraleicht-Trekkingrucksack, den ÜLA Ohm 2.0. Er wiegt ungepackt – je nachdem ob Hüftgurt etc. dran sind – nur 600 bis 900 Gramm, was weniger als die Hälfte von meinem alten Aldi-Rucksack ist! Ob Du dir dennoch gleich selbst so einen teuren Rucksack für 250 bis 300 Euro kaufen solltest?

Meine ehrliche Meinung: Nur dann, wenn Du auch vorhast, regelmäßig längere Touren zu unternehmen. Es gibt auch andere gute bis sehr gute Trekkingrucksäcke für unter 200 Euro. Eine Auswahl davon stelle ich in diesem Artikel vor. Und notfalls tut es auch ein ganz günstiger Rucksack – solange Du ihn nicht zu stark belädst mit Gepäck.

Wie viel darf mein Rucksack wiegen?

Abschließend noch eine Zahl als Orientierung: 10% deines Körpergewichts, soviel darf der gepackte Rucksack am Ende wiegen im Idealfall. Wenn Du etwas darüber liegst, ist das auch noch „o.k.“. Wenn Du doppelt so viel hast, ist es definitiv zu viel.

Daher als Tipp: Mache eine Probewanderung in Deiner Heimat mit dem fertig gepackten Rucksack, um zu testen, ob Dein Rücken und Körper „ja“ sagen zu Deiner Packliste. Ansonsten gilt: Weiter Gepäck minimieren!

Nicht vergessen: Regenschutz

Regen auf dem Camino del Norte

© Christoph Erkens

Was ich zudem für wichtig halte, ist ein guter Regenschutz. Gerade der grüne Norden Spaniens, wo der Camino del Norte ja verläuft, mehr oder weniger direkt am Atlantik, ist bekannt für seinen ergiebigen Regenfall.

Und da Du je nach Situation nicht nach fünf oder zehn Minuten irgendwo einkehren kannst, sondern auf manchen Etappen gezwungen bist, zwei oder drei Stunden zu pilgern, ehe Du eine Ortschaft erreichst, kann es bei Regen unangenehm werden – sofern Du nicht gut ausgestattet ist.

Neben einer guten Regenjacke solltest Du meiner Meinung nach auch eine Regenhose oder alternativ Gamaschen einpacken und bereithalten. Auch Dein Rucksack freut sich über ein Raincover, also eine Abdeckung. Diese ist oftmals bereits beim Kauf des Rucksacks mit enthalten.

Manch ein Pilger entscheidet sich statt Regenjacke auf einen Poncho zu setzen. Auch dies ist möglich – Hauptsache Du bist in Sachen Regenschutz gut ausgerüstet und für den Fall der Fälle vorbereitet.

Schlafsack für den Camino del Norte

Ein Trekkingschlafsack sollte ebenfalls auf Deiner Packliste nicht fehlen. Denn auch wenn Du unterwegs in den speziellen Pilgerherbergen einkehren solltest, anstatt z.B. zu zelten, ist ein leichter Schlafsack hilfreich. Allein schon aus hygienischen Gründen würde ich Dir das empfehlen.

Zudem gibt es in den Herbergen oftmals nur Laken und ein Kissen, manchmal auch Decken, aber nicht immer. Besonders teuer muss der Schlafsack nicht unbedingt sein und auch die Temperatur muss nicht super tief sein, sofern Du nicht unter freiem Himmel schlafen willst oder im Winter auf dem Camino unterwegs bist.

Sprich: Du musst keine hunderte Euro für einen Schlafsack investieren. Natürlich erleichtert ein Schlafsack, der sowohl vom Gewicht wie auch vom Packmaß leicht ist, das Ganze – Pflicht ist das jedoch nicht.

Extra-Tipp: Etappen-Pensum besser langsam steigern

Insbesondere auf dem anspruchsvollen Terrain des Camino del Norte würde ich Dir zudem in den ersten paar Tagen raten, die Etappen nicht zu lang zu legen. Nicht wenige Pilger übertreiben es in ihrer ersten Woche und zahlen dann bitteres Lehrgeld.

Denn die ungewohnte Belastung für Knie, Füße und Beine kann sich manchmal auch erst mit 1, 2 oder 3 Tagen Verspätung als Schmerz bemerkbar machen.

Typische Landschaft auf dem Pilgerweg in Nordspanien

© Christoph Erkens

Daher ist es sehr ratsam, zunächst mit mäßigen Etappenlängen von 15 oder 20 km pro Tag zu starten und das Pensum dann langsam ggf. zu steigern – es sei denn du bist super Fit und trainiert.

Als letztes bleibt mir noch zu sagen: „Buen Camino!“, das ist nämlich der Pilgergruß auf dem Jakobsweg!

Fotos: © Christoph Erkens

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Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Auch unverzichtbar, eine Sonnenbrille und wer Kontaktlinsen trägt, sollte immer einen Ersatz dabeihaben. Ein plötzlicher unerwarteter Riss in der Kontaktlinse und das grosse Suchen beginnt. Man kann sich ja auch nicht mal so auf die Schnelle die Augen lasern lassen.

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