Von Küste zu Küste auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg: Albersdorf – Elsdorf

Nach dem ganzen Tag an der frischen Meerluft, den vielen Kilometern und dem ein oder anderen Dithmarscher ging gestern Abend nicht mehr viel. Und so waren wir relativ früh im Bett und machen uns am Morgen gut erholt weiter auf dem Weg Richtung Ostsee.

Ob uns der Nord-Ostsee-Wanderweg heute mehr Abwechslung bietet? Wir sind gespannt.

Von Albersdorf nach Elsdorf

Unsere heutige Etappe führt uns ein ganzes Stück direkt am Nord-Ostseekanal entlang. Auf diesen Abschnitt sind wir schon ziemlich gespannt, ist der Kanal und sein Schiffsverkehr doch eines der Highlights des Wanderweges. Vorher geht es jedoch erst noch ein Stück durch den Luftkurort Albersdorf.

Auf sandigen Pfaden durch den Wald

Und dann führt der Weg uns doch tatsächlich in einen Wald. Wir freuen uns total über die willkommene Abwechslung und wandern vergnügt auf schmalen, sandigen Pfaden mitten durch den morgendlichen Wald. Wir können es kaum fassen und sind total happy. So sehr, dass wir nicht auf die Markierungen achten und promt falsch abbiegen.

Ein Gesamtkunstwerk aus Landschaft und Himmel

Nach dem wir umgedreht haben und wieder auf dem richtigen Wegverlauf gelandet sind, geht es nach ein paar Kilometern auch schon wieder aus dem Wald. Nun wandern wir in mitten von Felder und Wiesen durch das grüne Herz von Dithmarschen.

Durch die hellen und dunklen Wolken am Himmel, sowie die Stellen mit strahlend blauen Himmel und den vereinzelten Sonnenstrahlen wird die Landschaft um den Himmel erweitert und verschmilzt zu einem Gesamtkunstwerk. Der Wind sorgt immer wieder für neue Arrangements und wir sind uns schnell einig, dass dies das Wandern im Norden Deutschlands so besonders macht.

Von dicken Pötten und freundlichen Kapitänen

Der Weg führt uns nun wieder nach Süden. Nach ein paar Kilometern treten wir schließlich durch eine Baumreihe und stehen unvermittelt am Nord-Ostsee-Kanal. Gerade kommt ein riesiges Containerschiff vorbei und wir stehen staunend mit offenen Mund da. Unglaublich. Das ein so riesiges Schiff durch den Kanal fahren kann!

Als wir uns nach einer ganzen Weile wieder beruhigt haben, geht es weiter Richtung Osten. Immer am Kanal entlang. Uns kommen neben ein paar großen Schiffen auch einige kleine Jachten und Boote entgegen. Wir genießen den Blick auf das Wasser und die Schiffe und genießen die maritime Atmosphäre beim Wandern. Immer wieder mal winkt uns ein Kapitän vom Steuer zum Gruß zu.

An einer Fährpassage bekommen wir eine weitere Kostprobe des launischen Wetters, als ein kräftiger Schauer auf uns niederprasselt. Eine älteres Ehepaar, welches im Auto auf die Fähre wartet, sieht wie wir hektisch die Regenjacken aus dem Rucksack kramen und winkt uns zu sich ins Auto.

Und wieder mal sind wir extrem überrascht, wie vielen freundlichen Menschen wir hier oben im Norden begegnen.

Durch das Hinterland

Kurz vor dem Gieselaukanal müssen wir den Nord-Ostsse-Kanal ein Stück ins Landesinnere verlassen, da es im Mündungsbereich keine Möglichkeit zum überqueren gibt. Über eine paar Kilometer entfernte Schleuse gelangen wir schließlich auf die andere Seite. Wenig später kommen wir sogar noch mal ein Stück am Kanal entlang. Dann verlassen wir diesen endgültig und laufen Richtung Breiholz. Dabei passieren wir eine schöne Auen-Landschaft, erreichen schließlich Breiholz und überqueren nach dem Ort den Fluß Eider.

Kampf Wille gegen Körper

Jetzt geht es immer weiter Richtung Norden und der Nord-Ostsee-Wanderweg zeigt wieder seine hässliche Fratze. Kilometer für Kilometer geht es immer der Straße entlang. Die Strecke zieht sich wie Kaugummi und uns brennen langsam die Fußsohlen. Nach einer Weile geht es dann doch noch mal auf alten Wirtschaftswegen durch ein Waldgebiet. Aber auch das kann uns jetzt nicht mehr aufmuntern. Wir kämpfen gegen die Schmerzen und die müden Beine.

Die letzten Kilometer sind die Schwersten

Jeder Schritt fällt uns langsam schwer. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir schließlich zu der Stelle, wo wir den Nord-Ostsee-Wanderweg verlassen müssen, um zu unserem Quartier im im Pepers Landgasthof nach Elsdorf-Westermühlen zu laufen. Nach der Eingabe der Adresse in Google Maps stellen wir entsetzt fest, dass wir jetzt noch 3 km immer geradeaus durch den Ort laufen müssen.

Unser Motivation ist jetzt völlig dahin. Und unsere Füße fühlen sich auch nicht mehr so an, als ob sie uns noch 3.000 Schritte über den Asphalt tragen wollen. Wir verfluchen die unnötigen Meter am Morgen und sind ziemlich gefrustet.

Gelebte Gastfreundschaft

Und so kämpfen wir uns Schritt für Schritt durch den Ort. Jeder für sich. Auch was das angeht, sind wir eine perfektes Wanderteam: Wenn es an die körperlichen Grenzen geht, läuft jeder von uns sein eigenes Tempo und konzentriert sich nur noch auf das Ziel. Zum reden hat dann sowieso keiner mehr groß Lust und Luft.

Völlig abgekämpft erreichen wir schließlich nach 35 + 3 Extrakilometern den Landgasthof. Als uns die Inhaberin Birte Peper unser Zimmer zeigt, erkundigen wir uns nach einer Möglichkeit zum Abendessen. Doch die gibt es leider in der Nähe nicht. Nur drei Kilometer entfernt im Ort. Aber hin und wieder zurück laufen wollen und können wir nicht. Und da in Pepers Landgasthof auch nur noch große Feiern veranstaltet werden, können wir hier auch nichts bekommen.

Frau Peper muss die pure Verzweiflung in unseren abgekämpften Gesichtern gesehen haben. Denn sie bietet uns an, in der Küche doch noch was zu zaubern.

Dankbar und überglücklich nehmen wir das tolle Angebot an. Und so sitzen wir nach einer erfrischenden Dusche im Gasthof und essen Sauerfleisch mit Bratkartoffeln. Und wir bekommen sogar noch unser geliebtes Dithmarscher frisch vom Fass. Spätestens jetzt sind alle Strapazen wieder vergessen.

Liebe Frau Peper, herzlichen Dank für die tolle Gastfreundschaft, die interessanten Gespräche und den schönen Abend!

Die anderen Teile der Artikelserie

Etappe 1: Meldorfer Hafen – Albersdorf

Etappe 3: Elsdorf – Westensee

Etappe 4: Westensee – Kiel

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Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Jaja, das mit dem Wandern bei uns im Norden ist so eine Sache – immer wieder Strecken, die sich kaugummihaft über Kilometer schnurstracks geradeaus ziehen, da gehört schon ein bisschen Lust am Leiden dazu.
    Gut erkannt: Den Job von Steigungen und Neigungen übernimmt hier der Wind – bemerkt man noch viel stärker beim Fahrrad Fahren!
    Freut mich: Dass ihr die Gastfreundschaft von uns Nordlichtern erkennen konntet! So kühl sind wir gar nicht – wenn man erstmal mit uns warm geworden ist ;) Bin gespannt auf die nächsten Berichte!

  2. Oh wie schön ist dein Artikel geschrieben – ich hab eure Etappe richtig nachvollziehen können! Und wow – ihr habt ne Menge Kilometer abgelatscht! Respekt!
    Ich freu mich auf den weiteren Bericht!

    Liebe Grüße,
    Corinna

  3. Super Bericht!
    Wir waren heuer im Juli in dieser Gegend unterwegs, als Alpenrepubliker muss man sich an die Ebene erst gewöhnen, aber es war sehr schön :)
    Werde euren Blog weiterverfolgen!
    Lg, Martin

  4. Unterhaltsam geschrieben und man kann eure Strapazen quasi nachvollziehen!

    Und mehr als 35 km ist schon eine ganz schöne Strecke! Respekt!

    Freue mich schon auf die nächsten Berichte!

    • Hej Jessie, danke schön. War echt anstrengend, hatten wir ein wenig unterschätzt. Und ich höre mich noch vorher sagen „…aber sind ja so gut wie keine Höhenmeter, packen wir locker!“

      Die anderen Berichte sind schon online. Viel Spaß beim lesen!

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