Praxistest: The North Face Chilkat II Winterstiefel

Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen und der Boden von Eis und Schnee bedeckt ist, dann ist die Zeit für Winterstiefel gekommen.

Ob die Chilkat II Winterstiefel von der amerikanischen Outdoor-Marke The North Face wintertauglich sind und die Füße auch wirklich warm halten, habe ich diesen Winter getestet.

The North Face Chilkat II Winterstiefel

Die North Face Chilkat II sind hochgeschlossene Winterstiefel, die laut Beschreibung auch bei extremen Temperaturen von bis zu -32 Grad Celsius die Füße warm halten sollen. Schaft und Zunge sind dazu mit Dri-LexFleece ausgestattet und sollen für extra Wärme und einen schnellen Feuchtigkeitsabtransport sorgen.

Der Stiefel verfügt über ein anatomisch geformtes Fußteil aus TPR Shell (Gummi) und einen Schaft aus Leder. Eine hochentwickelte PrimaLoft Eco-Isolierung soll für den nötigen Wärmeschutz sorgen. Das Fußteil und die Isolierung sind aus recycelten Materialien hergestellt.

Die Stiefel sind wasserdicht und haben verschweißte Nähte. Die von The North Face entwickelte Winter Grip Laufsohle soll auf glattem Untergrund besten Halt bieten und sich durch Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit auszeichnen.

Details

  • Kategorie: Winterstiefel
  • Schaft: Wasserdichtes, BLC-konformes Vollnarben-Leder
  • Fußteil: Anatomisch geformtes, spritzgeschäumtes, wasserdichtes TPR Shell
  • Isolierung: 200 Gramm Heatseeker Isolierung
  • Formgepresste EVA-Zwischensohle
  • Sohle: TNF Winter Grip Laufsohle aus vulkanisiertem Kautschuk
  • Dri-Lex Fleece an Schaftrand und Zunge
  • Wasserdichte Konstruktion
  • Gamaschen-kompatibler D-Ring
  • Rostfreie Metallteile
  • Gewicht: ca. 1.800 Gramm pro Paar (Größe EU 47, nach gewogen)
  • Preis: 110,00 € (UVP)

Praxistest

Ich habe den Chilkat II bei diversen Winterspaziergängen sowie beim Rodeln getestet. Der Schuh wurde mir freundlicherweise von den Bergfreunden für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Erster Eindruck

Der Chilkat II fällt locker 1,5 Nummern größer aus. Als ich letztendlich die mir passende Größe von den Bergfreunden bekommen habe, war mir sofort klar: Mit den Chilkat II kannst du nie im Leben eine längere Wanderung unternehmen.

Viel zu wuchtig, robust und vor allem zu schwer ist der im klassischen Design kanadischer Winterstiefel gehaltene Chilkat II. Auch, weil die Amerikaner es wirklich ernst meinen mit dem Temperaturbereich von -32 Grad Celsius.

Passform und Schnürung

Der dick gepolsterte Schuh schmiegt sich nach dem Anziehen, wie ein dicker Handschuh um meinen Fuß. Jetzt weiß ich auch, wieso der Schuh so groß ausfällt: Nimmt ein Großteil des Volumens doch die Fütterung und dicke Isolierung in Anspruch. Der hohe Schaft schließt eng ab und verhindert das Wärme aus dem Schuh entweichen kann. Trotzdem drückt er nicht.

Die Schnürung ist leichtgängig und lässt sich gut anpassen. Jedoch fehlt bei den Ösen ein Tiefzug- und Trennhaken, um den Stiefel bestmöglich und unterschiedlich fest schnüren zu können. Das Schnürsystem hält den Stiefel jedoch auch so gut am Fuß.

Trageverhalten

Auf sehr festen Untergrund – wie z.B. Asphalt – läuft es sich mit dem Chilkat II ziemlich unrund und nicht ganz so geschmeidig. Was sicherlich seiner extradicken Konstruktion und dem weit über den Knöchel reichenden Schaft geschuldet ist. Auf weicheren Böden und insbesondere im Schnee trägt sich der Stiefel dagegen bequem und der hohe Schaft bietet dem Knöchel sehr guten Halt.

Sohle

Die TNF Winter Grip Sohle bietet durch ihr ausgeprägtes Profil im Schnee eine gute Bodenhaftung und eine optimale Traktion. Auch auf Eisflächen und nassen Steinen ist das Sohlengummi schön griffig und nahezu rutschfest.

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Gut gefallen hat mir, dass der Fußteil komplett mit Gummi umschlossen ist und so den Stiefel vor Abnutzung und den Fuß rundum vor Verletzungen schützt. Zudem ist das Gummi so geformt, dass der Schnee beim Auftreten zur Seite und vom Schuh weg gedrückt wird. Die Sohle ist vorne hochgezogen und schützt den Vorderfuß zusätzlich vor Blessuren durch unter dem Schnee verborgene Steine oder andere spitze Gegenstände.

Wärmeleistung und Klimakomfort

Die Fütterung hält in dem von mir getesteten Temperaturbereich von 0 bis zu -6 Grad die Füße schön warm. Kälte kriecht weder von unten, noch von sonst wo in den Schuh. Selbst als ich bei einer längeren Rodelpause nur im Schnee gestanden habe. Jedoch war es diesen Winter bei mir in der Region leider viel zu mild, um den Schuh bei wirklich tiefen Minusgraden testen zu können.

Dafür habe ich jedoch schnell festgestellt, dass es bei Anstrengung oder milderen Temperaturen in dem Chilkat II schnell zu warm wird. Was kein Kritikpunkt darstellt, ist er doch eher für arktische Temperaturen ausgelegt.

Wetterschutz

Sowohl das Leder als auch das TPR Shell sind wasserdicht. Durch den Schuh ist bis jetzt keine Nässe eingedrungen und meine Füße sind trocken geblieben. Zudem perlt das Wasser schön von den Obermaterialien ab.

Durch das spritzgeschäumte Fußteil aus Gummi gibt es zudem keine Nähte, durch die Wasser in den Schuh gelangen kann. Diese Art der Schuh-Konstruktion bietet wirklich einen ultimativen Wasser- und Wetterschutz.

Sonstiges

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Nützlich sind die Halteösen zum Befestigen von Hosenhaken oder Gamaschen. In ihr lassen sich die Haken einhängen und die Hosenbeine oder Gamaschen können dadurch nicht hoch rutschen. Daneben werden die rostfreien Metallteile sicherlich langfristig dafür sorgen, dass ich mit dem Chilkat II noch viele Winter Spaß haben werde.

Mein Fazit

Der Chilkat II ist ideal für Winterspaziergänge und ruhigere Outdoor-Aktivitäten bei extremer Kälte. Er sorgt dabei durch die dicke Fütterung garantiert für warme Füße und bringt seinen Träger dank optimalen Nässeschutz trocken durch den Winter.

Für längere Wanderungen oder anstrengende Aktivitäten ist er jedoch definitiv zu wuchtig und auch viel zu warm.

Der hohe Schaft bieten dem Knöchel den nötigen Halt und die Profilsohle sorgt für ordentlich Grip und Traktion auf Eis und Schnee. Jedoch trägt er sich konstruktionsbedingt nicht ganz so leichtfüßig und fühlt sich auf schneebedeckten Untergründen am wohlsten.

Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise von den Bergfreunden kostenlos für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Meine Meinung ist jedoch wie immer nicht beeinflussbar.

Bei diesen Online-Shops, kannst Du den Chilkat II zum Beispiel kaufen:

Veröffentlicht von

Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Da bevorzuge ich doch einen „normalen“ Trekkingschuh mit entsprechend passenden Wollsocken.

    Mir wurde übrigens mal angeboten einen Winterstiefel von Baffin zu testen. Kälteschutz bis zu minus 100°C !?! Habe dann wegen fehlenden klimatischen Bedingungen dankend abgelehnt :)

    • Ich auch. Der Stiefel ist wirklich erst ab tiefen Minusgraden so richtig in seinem Element. Zum Wandern ist er aber auch dann zu schwer und klobig.

      Schade, dass wir hier bei uns schon lange keine richtig, knackigen Winter mehr hatten :-(

      Minus 100° C ist ja absurd, wo der Kälterekord doch „nur“ bei Minus 93,2° C liegt…

  2. Ich habe den Schuh im Kanadischen Winter in den Rockies eine Saison lang benutzt. War mir fast immer zu warm. bei -25 Grad fühlt er sich aber schon wohler, sicher auch bei höheren Temperaturen, wenn man denn leicht kalte Füße bekommt. Ein Freund hat ihn gleichzeitig und am gleichen Ort für einige Schneeschuhtouren genutzt. Dafür ist im Übrigen die Kante im Fersenbereich, die in diesem Bericht nicht erwähnt wurde (verzeih mir, sollte ich das überlesen haben). Eine Schwachstelle und potentielle Kältebrücke hat im übrigen mein Modell. Es gibt im Vorfuß eine Längsnaht, die im Prinzip die komplette Isolierung komprimiert. Würde mich interessieren, ob das immer noch so ist. Das konntest du jetzt bei dem Strandwetter nicht merken, kann aber Kälte punktuell spürbar machen. Viele Grüße.

    • Hi Christoph, danke für dein Feedback und dein Erfahrungsbericht mit dem Schuh bei -25 Grad!

      Die Temperaturen herrschen hier in Deutschland ja eher selten.

      Danke für den Hinweis mit der Kante im Fersenbereich, dass wusste ich nicht, dass die für Schneeschuhe gedacht ist.

      Die Längsnaht im Inneren im Vorfuß ist bei meinem Modell auch vorhanden. Habe ich vorher nicht bemerkt. Wahrscheinlich weil es nicht kalt genug war, dass sich die Schwachstelle bemerkbar macht. Aber grundsätzlich gebe ich dir recht. Durch die Naht wird die Isolierung komprimiert und darüber kann Kälte in den Schuh ziehen.

      Daher Danke für die Ergänzung und deinen Hinweis!

  3. Hallo Jens, das scheinen ja alles in allem sehr gute Winterstiefel zu sein. Wie bewertest du bei dem Modell die Feuchtigkeitsdurchlässigkeit von innen nach außen? Vor allem Leute, die schnell schwitzige Füße haben sind da bei dicken Winterschuhen oft von betroffen! Ich persönlich leg auch Wert auf atmungsaktives Schuhwerk. Grüße Paul

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