Via Adrina – rund um die Ederschleifen mit Angelica

Schon wieder hatte ich ein Outdoor-Blinddate. Das zweite innerhalb von zwei Monaten. Diesmal mit Angelica von WandernBonn. In ihrem Blog schreibt Angelica zu dem Thema Wandern rund um Bonn und dem Rheinland. Sie gibt Tipps zu Touren, Equipment, Terminen in NRW und Rheinland-Pfalz.

Vor allem veröffentlicht sie sehr schöne Wanderberichte, die ich nicht nur wegen der schönen Fotos gerne lese. Kennengelernt haben wir uns bei Twitter, wo wir uns regelmäßig in 140 Zeichen über unser Hobby austauschen. Angelica hatte dann die Idee für eine gemeinsame Wandertour unter dem Motto „Rhein-Ruhr-Hike“. Reichten ihr 140 Buchstaben etwa nicht mehr aus?

Via Adrina – Rund um die Ederschleifen

Da Angelica regelmäßig traumhaft schöne Wanderungen im Rheinland unternimmt, wollte ich ihr auch ein möglichst beeindruckendes Wandererlebnis bieten und habe ihr deshalb den Premiumwanderweg „Via Adrina“ in der Region Siegerland-Wittgenstein für unsere gemeinsame Tour vorgeschlagen.

Denn der Weg stand schon lange auf meiner To-do-Liste und das Deutsche Wanderinstitut hat den Rundwanderweg 2008 mit 56 Erlebnispunkten als Premiumwanderweg zertifiziert und ihm damit eine hohe Qualität bescheinigt. Auch wenn es für mich nicht immer Premium sein muss, reduziert so ein Qualitätssiegel jedoch die Gefahr, enttäuscht zu werden. Da Angelica den Weg auch auf ihrer Liste hatte, war sie sofort begeistert von meinem Wandervorschlag.

Der Name Adrina stammt aus dem Lateinischen und ist der erste urkundlich bezeugte Namen des Flusses Eder und gibt so schon viel über den Wegverlauf preis. Denn der Wanderweg führt in Form einer Acht rund um das Tal der Eder. Dabei ergeben sich auf dem 20,5 Kilometer langen Weg immer wieder herrliche Panoramablicke in das Flusstal und schöne Fernblicke auf die hügelige Landschaft der Region Siegerland-Wittgenstein. Vor letztes Wochenende war es dann soweit und wir sind die Via Adrina zusammen gewandert.

Es geht los

Wir haben uns einen Samstag für unsere gemeinsame Tour ausgesucht. Die Wettervorhersage für den Tag war nicht schlecht: Leicht bewölkt mit sonnigen Abschnitten und wanderfreundliche 22 Grad waren vorhergesagt. Aber obwohl die Wahrscheinlichkeit für Regen niedrig sein sollte, fahre ich die letzten Kilometer nur durch Regen. Ich verfluche sämtliche Meteorologen und ihre Wetterprognosen und ärgere mich, dass ich eine kurze Hose an habe und keine Regenhose dabei.

Unser Treffpunkt ist der Parkplatz an der Ederbrücke gegenüber dem Gasthof „Zum Bahnhof“ in Arfeld. Als ich dort ankomme, hat der Regen zum Glück aufgehört. Angelica ist noch nicht da und so nutze ich die Zeit meine Sachen in Ruhe zusammen zu packen. Obwohl es nicht mein erstes Blind Date ist, bleibt es eine ungewohnte Situation: Zwei Menschen, die sich nur über das Internet kennen, treffen nach einem virtuellen Auftakt in der Realität aufeinander und wollen den ganzen Tag zusammen wandern. Man weiß nicht, was einem erwartet und es gibt keine Möglichkeit, die Wanderung vorzeitig abzubrechen. Wird das Gespräch ein Selbstläufer oder verläuft es eher stockend? Hat man das gleiche Schritttempo und die gleichen Interessen?

Und dann kommt Angelica mit ihrem schwarzen Smart angebraust. Nach einer herzlichen Begrüßung sind alle Bedenken sofort verflogen. Sie ist mir durch ihre offene, freundliche Art sofort sympatisch. Und dann geht es los. Wir laufen über die Ederbrücke zum Eingangstor zur Via Adrina.

Der erste Anstieg und Panoramablick

Der Weg steigt auf engem Waldpfad durch ein Blütenmeer bergan und verläuft weiter durch einen Wald. Durch den Regen ist der Boden rutschig und der Aufstieg schwierig. Unser Gespräch hingegen gestaltet sich nicht schwierig. Wir brauchen keine Anlaufzeit, ich habe das Gefühl wir würden uns schon länger kennen. Die Themen sprudeln nur so aus uns heraus.

Und wer Angelica persönlich kennt, weiß das es mit ihr sowieso kein bedrückendes Schweigen gibt. Bald verlassen wir den Wald und kommen zu einer freien Wiese, wo sich uns der erste schöne Panoramablick bietet. Oben auf der Anhöhe steht die erste Aussichtsplattform, von der wir den tollen Panoramablick genießen und die Möglichkeite für ein Foto mit Selbstauslöser nutzen.

Wandern 2.0

Genauso wie ich, twittert Angelica auch beim Wandern und postet live Fotos bei Twitter. Sehr schön, dann brauche ich auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich ab und zu mein iPhone raushole. Und so tauschen wir uns unterwegs mit unseren Followern aus und es ergeben sich lustige Diskussionen. Da ich meine Touren live via Social Hiking ins Internet übertrage, werden meine Twitternachrichten und Fotos von unterwegs auch direkt in die Karte eingebunden. So habe ich nachher eine schöne Dokumentation der Wanderung.

Regen und Sonne wechseln sich ab

Wir gehen weiter und umrunden in einem großen Bogen das Hainbachtal. Es hat wieder angefangen zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker. Zeit die Regenjacken anzuziehen und die Regenhüllen über die Rucksäcke zu stülpen. So geschützt geht es weiter. Der Weg führt nun auf einem schmalen Pfad in den urwüchsigen Wald hinein. Saftiges Grün umgibt uns und auf dem Moos funkeln die Regentropfen. Genau nach unserem Geschmack! Es geht weiter am Waldrand entlang und wenig später erreichen wir das Mühlbachtal.

Als wir das Biotop Heide erreichen kommt auch wieder die Sonne raus und taucht die Wiesen mit den unzähligen Löwenzahn-Blüten in helles Licht. Wieder ergeben sich herliche Aussichten auf die hügelige Landschaft der Region, die durch sonnige und dunkle Abschnitte noch mehr beeindruckt. Kurz danach überqueren wir eine Landstraße, den Leisebach und kommen zu der Stelle, wo sich die Tour abkürzen lässt und man zurück nach Arfeld kommt. Da eine Bank an der Kreuzung zur Pause einlädt und die Sonne scheint, nutzen wir die Gelegenheit für eine Brotzeit.

Entlang der Eder

Nach der Pause und einem weiterem Foto mit Selbstauslöser folgen wir weiter den Ederschleifen. Teils auf einem schmalen Naturpfad, teils auf breiteren Waldwegen führte die Via Adrina hinunter zur Eder. Diesmal kommen wir dem Fluss, der im Rothaargebirge entspringt und in die Fulda mündet, auch mal richtig nah. Der Wegverlauf führt uns weiter auf einem schmalen Pfad durch das Dickicht des Waldes. Wir kommen an einem kleinen Bach vorbei und Angelica nutzt das schöne Motiv, um ausgiebig Fotos zu machen. Weiter geht es entlang des alten Mühlengrabens durch Obstwiesen Richtung Schwarzenau.

Kaffee und Kuchen

Kurz vor dem Ort kommen wir an dem Gästehaus Schwarzenauer Mühle vorbei. Und entgegen Angelicas Erinnerung, konnte sie dem Schild mit der Aufschrift „Kaffee und Kuchen“ nicht widerstehen. Denn das sie einen Kaffee trinken möchte, hatte sie mir unterwegs schon mehrmals deutlich zu verstehen gegeben. Ich halte es ja lieber so, dass ich erst nach getaner Arbeit einkehre. Aber gut, ich möchte nicht ungemütlich sein und Angelica ihren Wunsch nach einem Kaffee verwehren. Und das ich dann bei dem leckeren Kirschkuchen nicht Nein sagen kann, ist ja wohl kein Wunder ;-)

Und so setzen wir uns nach draußen in den schönen Biergarten und bedienen uns selbst am Kuchenbuffet und bei den Getränken. An dieser Stelle möchte ich noch festhalten, dass ich ein alkoholfreies Bier hatte. Hier in der Schwarzenauer Mühle wird Vertrauen noch groß geschrieben, denn man kann sich selbst bedienen und legt das Geld einfach in die offene Kasse und nimmt sich ggf. sein Wechselgeld.

WanderHöhepunkt

Nach der Kaffeepause geht es weiter nach Schwarzenau und hinauf ins Obere Hüttental. Wir kommen an der Dekanatskirche vorbei, passieren ein paar Häuser bevor der Weg uns weiter bergauf führt. Auf einem schmalen Pfad windet sich der Weg nun stetig nach oben.

An einer Weide entdecke ich ein Schild mit der Aufschrift „WanderHöhepunkt“ und mache Angelica darauf aufmerksam. Wir beide schauen uns ratlos an. Was ist damit gemeint? Der höchste Punkt des Weges? Die schönste Aussicht? Die Hälfte der Strecke? Wir wissen es nicht, vor allem weil der Weg noch weiter hinauf führt und die Aussicht auch schon mal schöner war. Alles grübeln hilft nichts: Was die Macher des Weges mit dem Schild dem Wanderern mitteilen wollen, bleibt uns verschlossen.

Wälder, Weiden, Wiesen und glückliche Kühe

Nach einem kurzem Stück bergan, erreichen wir einen breiten Waldweg der uns weiter nach Nordwesten führt. Nach kurzer Zeit treten wir aus dem Wald heraus und kommen zu herrlichen Wiesentälern. Wir sind jetzt auf der gegenüberliegende Seite und können vom Aussichtspunkt „Oberes Hüttental“ die von uns bereits erwanderte Wegstrecke sehen.

Auf den Weiden um uns herum stehen glückliche Kühe mit ihren Kälbern und uns kommt eine Pferdekutsche entgegen. Der Wegverlauf führt nun normalerweise auf einem Naturweg durch einen Fichtenwald. Da aber gerade Waldarbeiten in dem Abschnitt durchgeführt werden, weist ein Schild auf diesen Umstand hin und empfiehlt auf dem Forstweg zu bleiben. Da es sich nur um eine Empfehlung handelt, folgen wir dennoch dem Forstweg. Aber nach ein paar hundert Metern, entschließen wir uns doch wieder auf dem Forstweg am Waldrand entlang zu gehen. Überall liegen Äste kreuz und quer auf dem Weg. Jetzt wissen wir wenigstens, wieso das Schild angebracht wurde.

Wieder Regen

Am Waldrand treffen wir dann kurze Zeit später auf eine weitere Aussichtsplattform, der einen tollen Ausblick auf das Edertal bietet. Leider können wir diesen nur kurz genießen, da schnell dunkle Regenwolke zu uns rüber ziehen. Kurze Zeit später prasselte der Regen auch schon auf unsere eilig angezogenen Regenjacken und die Regenhüllen der Rucksäcke.  So abwechslungsreich wie die Landschaft, ist heute leider auch das Wetter. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich ab. Nach dem Forstweg zweigt der Weg nach links ab und führt auf einem abschüssigen Wiesenweg weiter.

Die letzten Kilometer

Auf einem weiteren Wiesenweg geht es wieder Richtung Arfeld. Nach einem kurzen Anstieg hinauf auf den Kirchberg, kommen wir hinunter nach Arfeld, passieren die alte Dekanatskirche und kommen an einer Schmiede vorbei. Nach einem kurzen Anstieg, geht es rechts in eine Wiese und weiter auf einem Waldweg.

Der Weg zweigt dann links ab, führt auf einem schmalen Pfad in einem Bogen über einen Berg und durch einen Laubwald, nur um kurze Zeit später wieder auf den ursprünglichen Waldweg zu treffen. Diese unnötigen „Wegverlängerungen“ nerven mich bei Premiumwanderwegen. Ich habe dann immer den Eindruck, dass der Weg noch künstlich verlängert werden musste oder noch ein paar Meter naturbelassene Pfade für die Zertifizierung fehlten.

Kurze Zeit später treffen wir dann auf den „Wittgensteiner Schieferpfad“, der mit einer Fledermaus gekennzeichnet ist. Nun geht es noch mal auf einem schönen, schmalen Pfad in einigen Serpentinen hinab ins Tal der Eder. Danach folgen wir die letzten Kilometer dem Weg unmittelbar am Ufer der Eder entlang bis wir schließlich den Startpunkt unserer Wanderung „Via Adrina“ nach insgesamt 20,5 km erreichen. Als krönender Abschluss kehren wir noch in ein Gasthaus ein und lassen den Tag bei einem Bier und einer warmen Mahlzeit ausklingen. Schön war´s!

Mein Fazit

Die Via Adrina verläuft sehr abwechslungsreich durch die Wälder, Weiden und Wiesen des Edertals. Immer wieder ergeben sich schöne, weite Ausblicke auf die hügelige Landschaft der Region Siegerland-Wittgenstein. Besonders gefallen haben mir die Wegabschnitte, wo es auf schmalen, naturbelassenen Pfaden durch Waldstücke und Wiesen ging. Auch wenn man dem Weg an einigen Stellen die künstliche Gestaltung eines Premiumwanderweges anmerkt, zählt er für mich zu einem der schönsten Rundwanderwege.

Die Ausschilderung ist gut, könnte aber an der ein oder anderen Stelle ein Schild mehr vertragen. Gerade an Abzweigungen. Da es immer wieder auf und ab geht und daher einige Höhenmeter zu bewältigen sind, ist eine gewisse Kondition Voraussetzung für die komplette Rundwanderung.

Die Via Adrina wird ihrem Beinamen „Weg der Ausblicke“ mehr als gerecht und so abwechslungsreich wie die Landschaft, war auch das Wetter an diesem Tag. Mit Angelica hab ich mich sehr gut verstanden und wir hatten unterwegs eine Menge Spaß und haben viel gelacht. War eine richtig schöne Tour!

Wie Angelica die Wanderungen gefallen und welche Eindrücke sie mitgenommen hat, könnt ihr in ihrem Artikel „Rhein-Ruhr-Hike oder mit “Mr. Membran” im Siegerland“ nach lesen.

Fotogalerie

Meine Aufzeichnung der Tour bei Social Hiking

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hey Jens
    nein, irgendwann reichen 140 Zeichen einfach nicht mehr ;-)
    So sehr ich das Web schätze, find ich es immer wieder interessant, die Person hinter dem Avatar kennenzulernen.
    Und ich kann ebenfalls nur bestätigen, das ich ne Menge Spass mit Dir hatte und wir sicher mehr als 140x gelacht haben ;-)
    Dein Bericht ist richtig toll geworden! Nicht nur wegen dem sehr charmanten Kompliment (Danke dafür) sondern auch, weil Du mir noch die ein oder andere Situation nochmal in Erinnerung gerufen hast. Denn obwohl ich in meinem Bericht mal wieder ne Menge geschrieben habe, fehlt doch das ein oder andere Detail, das Du in Deinem Artikel wunderbar ergänzt hast.
    Da ich hier mehr als 140 Zeichen hab, nutz ich das schamlos aus.
    Letztendlich bleibt mir nur zu sagen: „Mit Dir? Jederzeit wieder!“
    Ganz liebe Grüße vom Rhein an die Ruhr schickt Angelica

    • Hi Angelica,
      danke für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir mein Artikel gefällt. Hat auch richtig Spaß gemacht! Das gemeinsam erlebte, macht eine Tour ja erst Besonders. Halte das immer gerne fest, ist eine schöne Erinnerung. Liebe Grüße zurück nach Bonn und wir sehen uns! Jens

  2. Ein anregender Tourenbericht, man merkt, dass ihr eine Menge Spaß hattet. Auf weitere Berichte freuen wir uns, daher hoffen wir, dass das kein One-Hike-Stand war.

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